Kultur
   8 Jahre
Foto: Warner Bros. Pictures

Der Aufstand in der Christopher Street

Jeder kennt den Aufstand in der New Yorker Christopher Street am 28. Juni 1969. Bei allen CSDs rund um den Globus erinnern wir uns daran. Es gibt eine ganze Reihe von Büchern, Dokus und auch schon einen Spielfilm. Was hat nun den Regisseur Roland Emmerich – eigentlich bekannt für Katastrophenfilme – dazu gebracht, im Jahr 2015 noch einmal die Geschichte der Drag Queens und Schwulen aus dem „Stonewall Inn“ zu erzählen?

Bei einer Führung durch das Los Angeles Gay & Lesbian Center erfuhr Emmerich, dass 40 Prozent der obdachlosen Jugendlichen in L.A. aus der LGBT-Community stammen. Um ihnen zu helfen, überlegte er, wie er als Filmemacher deutlicher auf dieses Problem aufmerksam machen könne: „So entstand mein Interesse. Ich informierte mich über Stonewall. Ich merkte sofort, dass es da eine Geschichte zu erzählen gibt, und deren Botschaft halte ich für sehr wichtig: Gekämpft haben jene Menschen, die am wenigsten zu verlieren hatten, nicht etwa die politisch aktiven Leute, sondern es waren die Kids, die diese Bar frequentierten, wo man Stricher und aufgedonnerte Transen, überhaupt jede Menge Leute traf, von denen man nie erwartet hätte, dass sie der Polizei Widerstand leisten würden. Doch sie haben es getan.“

Um daraus eine Geschichte zu machen, erfand Emmerich einen süßen Jungen aus der Provinz. Als dieser Danny (Jeremy Irvine) beim schwulen Sex erwischt wird, wird er von seinem Vater rausgeschmissen und geht nach New York. In der Christopher Street lernt eine Clique von Street Kids kennen, die ihn in die Kneipe „The Stonewall Inn“ mitnehmen. Doch der zwielichtige Inhaber arbeitet mit der Mafia zusammen. Danny und seine Freunde werden diskriminiert und übel behandelt, auch die Polizei schreckt vor Übergriffen nicht zurück – mit der Zeit staut sich eine ungeheure Wut in ihnen an.

Obwohl die Geschichte bekannt ist und Roland Emmerich tief in die Klischeekiste greift, gelingt ihm dennoch ein spannender Film. Man kann Details kritisieren, z.B. dass in dem Club „Venus“ von Shocking Blue läuft, obwohl die Single in den USA noch nicht erschienen war. Aktivisten von damals stören sich vor allem daran, dass der Film historisch nicht genau genug und die Hauptfigur erfunden ist. Doch insgesamt fängt der Film den Zeitgeist gut ein und erzählt einen zentralen Teil der queeren Geschichte. So wird auch der Konflikt innerhalb der Community, ob man mit radikalem Handeln oder mit politischer Einflussnahme mehr erreicht, überzeugend dargestellt. Es ist richtiges Mainstream-Kino aus Hollywood, das auch vor großen Gefühlen nicht zurückschreckt, aber die Inhalte sind so schwul, dass der Film in Amerika leider kaum Heteros in die Kinos lockte. Hoffen wir, dass es hierzulande anders sein wird und mehr Menschen etwas über die Geschichte der Bewegung lernen.

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