
Momente fürs Poesiealbum
Guido macht alles richtig
Der seit der ersten Auflage in San Francisco 1982 als Vize-Regierungschef und Außenminister bislang ranghöchste Schirmherr wurde zunächst vornehmlich von deutschen Zuschauer(innen) ausgepfiffen - was von den ausländischen Teilnehmer(inne)n dem Vernehmen nach mit Verständnislosigkeit quittiert wurde.
Doch der innenpolitisch so unbeliebte Guido Westerwelle machte diesmal alles richtig. Seinen Auftritt nutzte er, um sich so deutlich wie nie in die Reihen der Community zu stellen. "Wir werden nie die Generationen vergessen, die für unsere Freiheit gekämpft haben." Unsere Gedanken seien bei den Menschen, die unterdrückt würden, weil sie schwul, lesbisch, bisexuell oder Transgender seien, in mehr als 75 Ländern stünde Homosexualität unter Strafe, mindestens in sieben Staaten drohe die Todesstrafe, oftmals mit dem Glauben legitimiert. Doch: "Keine Religion rechtfertigt Mord." Nicht allein um Toleranz gehe es im politischen Kampf. "Wir fragen nicht nach Privilegien, wir fragen nach Respekt."
Dass er hörbar Ausspracheschwierigkeiten mit Worten wie "prejudice", "pretext" und "bisexuals" hatte – Schwamm drüber. Zum Schluss gab's verdiente Standing Ovations – da hatte nicht nur Guido Westerwelle Pipi in den Augen, auch OB Jürgen Roters kämpfte sichtlich mit den Tränen.
Adrenalin für die Ewigkeit
Ein Gefühl, das auch "Everybody’s Darling" Matthew Mitcham wohl vertraut war. Der australische Olympiasieger bekannte, in den letzten Tagen gleich zwei Mal zu Tränen gerührt worden zu sein, das sei ihm nicht mehr seit seinen Tagen in Beijing passiert. Er sprach den Eid der Athleten, Simone Assböck den Eid der Offiziellen.
Und dann war unser großer Moment endlich gekommen. Schon ein bisschen unbeschreiblich, was sich da alles in mir so abspielte. Das Adrenalin wollte in den nächsten Stunden so überhaupt nicht mehr meine Adern verlassen.
Überhaupt: Das intensive Zusammensein mit "meinen" 29 Mitstreiter(innen) gehört sicherlich zu den schönsten Gruppenerlebnissen, die mir in langen Jahren widerfahren sind. Danke dafür. Und dann dafür noch vom Publikum bejubelt zu werden, wird sicher noch sehr lange in mir nachhallen. Wir haben uns feste vorgenommen, nach den Games mal irgendwann ein Kölsch trinken zu gehen. Schauen wir mal, wie weit uns die guten Vorsätze so tragen...
Und dank eines energiegeladenen Auftritts der doch sehr Botoxgeschwängerten Taylor Dayne habe ich inzwischen sogar "Facing A Miracle", die Kölner Gay-Games-Hymne, richtig lieb gewonnen.
Die Gay Games haben begonnen – und ich bin stolz darauf, "a part of it" zu sein.