Interview: Ralf König
Deine religionskritische Trilogie mit "Prototyp", "Archetyp" und "Antityp" hat für großes Aufsehen im Feuilleton gesorgt. Die Verfolgung von Schwulen und Lesben durch die Kirche und dogmatische Führer anderer Religionen hast du schon vor Jahren in deinen Magazin-Comics aufs Korn genommen. Warum ist das so dein Thema geworden?
Weil der Hauptmotor für Homophobie weltweit in religiösem Denken liegt! Jeder sollte sich den "Katechismus der Katholischen Kirche" im Internet mal genau durchlesen. Es ist empörend, dass dieser Papst im Herbst im Bundestag predigt und all unsere Politiker scheinheilig lauschen. Gut, dass es eine schwul-lesbische Gegendemo geben wird, man sollte busweise hinfahren!
Gibt es neue Thematiken, die dich beschäftigen und irgendwann in Buchform gegossen werden?
Ich saß neulich noch an einem Comic über die angeblichen Wechseljahre des Mannes, also Älterwerden. Aber ich bin Hypochonder und 50; als ich gegoogelt habe und da stand "Verringerung des Hodenvolumens", kriegte ich das sofort! Ich musste das Projekt nach 37 Seiten erst mal in die Schublade legen. Inzwischen haben sich die Hoden wieder erholt, aber es war knapp.
Auszüge aus dem "Dicken König" gibt es bei "Sommerblut" live im Kölner Gloria. Auf YouTube kann man sehen, dass eine Comiclesung gut funktioniert. Bist du aufgeregt, vor so großem Publikum aufzutreten?
Ein bisschen Unruhe vorher, klar, aber das mit den Lesungen macht Spaß. All die Jahre haben die Leute die Comics ja nur auf dem Sofa gelesen oder auf dem WG-Klo, da hörte ich keine Lacher. Jetzt sind die Bilder fett auf der Leinwand und ich lese die Sprechblasen vor, wie ich's mir vorstellte, als ich's schrieb. Nur wenn Jahwe brüllt, geht's auf die Stimmbänder, da lutsche ich danach Halspastillen. Macht Gott aber bestimmt nach Zornesausbrüchen auch.
Ralf König: Der dicke König. Ehapa Verlag, Hardcover, ca. 320 S., 39,99 Euro. bei Amazon bestellen >>
Lesung 28.05., 19.30 Uhr im Gloria-Theater, Apostelnstr. 11, 50667 Köln, Karten bei KölnTicket, Tel. 0221 /2801, koelnticket.de oder im Gloria-Café
Mehr unter ralf-koenig.com.
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