Köln
   12 Jahre
Foto: Viktor Vahlefeld & Volker Glasow

Generation Stonewall kommt in die Jahre

Selbstbestimmt leben

Und wie empfinden schwule Senioren selbst ihre aktuelle Situation? Detlef Neidhardt (69) beneidet manchmal jüngere Schwule um ihre Freiheit und um die Selbstverständlichkeit, ihre Sexualität auszuleben. Er ist im ländlichen Oberbayern aufgewachsen und hat „in der Schule das erste Mal überhaupt von Homosexualität gehört“, erzählt er. „Da war ich bereits sechzehn Jahre alt und hatte das Gefühl, dass mit mir etwas nicht stimmt. Ich hatte so eine Ahnung, dass ich schwul sein könnte. Aber wie so viele Männer aus meiner Generation habe ich so gelebt, wie die Umwelt das erwartet hat.“ Nach dem Studium hat er eine Frau geheiratet und gemeinsam mit ihr zwei Kinder in die Welt gesetzt. Sein Coming-out wagte Detlef erst im Alter von 45 Jahren, nachdem die Kinder aus dem Haus waren.

Seit acht Jahren ist Detlef Neidhardt Mitglied der Gruppe Gay and Grey in Düsseldorf. Die Altersspanne dort reicht von 40 bis 88 Jahren, wobei es sich bei den jüngeren Mitgliedern meist um Partner oder Freunde der Älteren handelt. Einmal wöchentlich treffen sich zehn bis fünfzehn Mitglieder zum Kochen, Boule spielen auf der Rheinpromenade und „manchmal auch einfach nur zum Quatschen“, so der Düsseldorfer. Probleme mit seinem Alter hat er kaum: „Natürlich gibt es Schwule, die in Tränen ausbrechen, weil sie 30 werden oder graue Haare bekommen. Aber ich persönlich möchte sowieso nicht mehr so oft in Diskotheken oder Clubs gehen. Persönliche Gespräche sind mir einfach wichtiger.“

Durch seine Mitgliedschaften im schwul-lesbischen Schwimmerverein Düsseldorf Dolphins und der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) pflegt er Kontakte zu Schwulen und Lesben ganz unterschiedlicher Altersstufen. Durch einige, teils auch schwerwiegende, Erkrankungen vereinzelter Gay-and-Grey-Mitglieder macht auch er sich zuweilen Gedanken um eine mögliche Pflegebedürftigkeit im Alter. Das Thema beträfe aber natürlich alle Senioren, egal ob homo oder hetero, meint Detlef. „Und in einem Heim gepflegt zu werden, ist wohl für die wenigsten Menschen eine angenehme Vorstellung.“ Entscheidend sei daher vor allem, dass man sich ein soziales Netz schaffe und selbstbestimmt lebe.

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