NRW
   12 Jahre
Foto: Der geoutete Schwede Anton Hysén | C: YouTube

Fußball – Ficken – Alkohol

Schlappschwänze oder gar hetero?

„Toll! Endlich haben wir die Outings im Fußball, nach denen die Presse schon so lange japst“, zeigt sich Dirk Brüllau nicht ohne ironischen Unterton. Brüllau ist Pressesprecher der Queer Football Fanclubs (QFF) und „Käpt’n“ des schwul-lesbischen Fanclubs Queerpass St. Pauli. Natürlich seien die Outings erfreulich, erzählt er, andererseits spiegelten sie aber auch die harte Mentalität unserer Fußball-Kultur wider – bekannt hätten sich immerhin „nur“ ein schwedischer Viertligist und ein ausgebrannter Spieler ohne Vertrag. „Sind die Profis in den deutschen Bundesligen allesamt Schlappschwänze oder gar alle hetero? Deutsche Nationalspieler ‚glänzen‘ zurzeit eher mit Schwulen-Dementis als mit Outings.“ Armseelig findet er das. „Wir Mitglieder der schwul-lesbischen Fanclubs sind in erster Linie Fußballfans! Uns interessiert es relativ wenig, ob sich da nun in Kanada oder Schweden ein Spieler outet.“ Bemerkenswert sei, dass hierzulande ein Arne Friedrich oder ein Philipp Lahm „mit genau der gleichen Vehemenz“ nur die eine eigene Homosexualität dementieren.

In der Hinrunde der aktuellen Bundesliga-Saison sorgten Brüllow und sein Fan-Club in St. Pauli übrigens für gehörig Aufsehen: Während eines Spiels gegen den FSV Frankfurt trugen Aktivisten von Queerpass und dem „Aktionsbündnis gegen Homophobie und Sexismus“ ein großes Banner quer über den heiligen Rasen des Millerntorstadions. Darauf zu lesen: „Fußball, Ficken, Alkohol?“ – eine aus diversen Fangesängen bekannte Phrase. Die dazugehörige Facebookseite soll Fans zum Denken anregen: „Fotze“, „Schwuchtel“ und „Schwanzlutscher“ – gehören diese Vokabeln wirklich ins Stadion?

Zebrastreifen, weiß und blau und bunt

Für Sichtbarkeit in der Arena, Akzeptanz unter den Fans und letztlich auch ein Umdenken in der gedanklich manchmal etwas eingerosteten Fußballwelt setzen sich die Mitglieder der QFF in ihren jeweiligen Vereinen ein. Inzwischen gibt es für fast jeden Fußballclub auch eine Fanvereinigung von Lesben und Schwulen. Zum Austausch, zum Fachsimpeln und natürlich auch zum Feiern treffen sich die Queer Football Fanclubs zweimal im Jahr – am 6. Januar fand die Zusammenkunft zum inzwischen zehnten Mal statt. „München ist wieder um eine Brücke reicher“, so das Fazit von Mario Weiße, der als Organisator gemeinsam mit seinem Fanclub Queerpass Bayern eine bunte Mischung aus Fußball, Diskussion und Party auf die Beine gestellt hatte. Insgesamt 70 Fans aus 18 deutschen und drei schweizerischen Clubs beteiligten sich am Treffen.

Nicht entgehen ließen sich das Event auch die Vertreterinnen und Vertreter der Rainbow Zebras. Seit ungefähr drei Jahren ist die schwul-lesbische Fangruppe des Duisburger Zweitligisten MSV Duisburg aktiv im Stadion unterwegs. Nach zu Beginn nur unregelmäßigen Treffen wurde die Vereinsstruktur im Laufe der Zeit immer professioneller: Stolze 30 Mitglieder zählen die Rainbow Zebras inzwischen und sind zu einer ansehnlichen und feierlustigen Truppe herangewachsen. Jeden ersten Montag im Monat treffen sich die Jungs und Mädels im „Franky´s“ am Duisburger Hauptbahnhof, um neue Ideen, Ausflüge oder auch Aktionen für den CSD zu besprechen. Ein besonders wichtiger Termin steht jetzt schon fest: Im März 2013 sind die Rainbows Ausrichter eines QFF-Treffens.

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