Am Ende der Welt: Argentinien
Beim Abendessen in Bariloche sagt Adrian, Leiter eines lokalen Lufthansa City Centers und heterosexuell, im Brustton der Überzeugung: „Ich bin nicht gayfriendly. Warum auch, ich bin ja auch nicht gayunfriendly. Das Label „gayfriendly“ ist nur eine indirekte Form der Diskriminierung.“ Eine Einstellung zu Homosexualität, die typisch für die meisten Argentinier ist. Die Homos der Stadt treffen sich folglich im „Pub Wilkenny“, einem großen Backpacker-Irish-Pub, sehr ähnlich dem „Woodys“ aus Queer as Folk. Dort gibt es ein buntes Publikum, ab ein Uhr morgens werden die Tische und Stühle beiseite geräumt, um die Räumlichkeiten zur Tanzfläche umzufunktionieren. Allen Orten Patagoniens gemeinsam ist mit ihrem Mix aus Seen- und Berglandschaft die Erfahrung von beeindruckender Größe, die den Horizont im wahrsten Sinne des Wortes erweitert.
Schwules Leben
Zurück in Buenos Aires: Schwules Leben spielt sich hauptsächlich in den Stadtteilen Palermo, Recoleta, Centro und San Telmo ab. Ein schwules Viertel gibt es nicht, aber Taxis sind günstig und man kommt relativ schnell von einem Place-to-be zum nächsten – „G-Maps“ oder der Flyer „La Otraguia“ helfen bei der Orientierung.
Und dann sind da natürlich all die touristischen und historischen Reize dieser Megacity: der Friedhof von Recoleta, wo Evita Perón begraben liegt, der Obelisk auf der Avenida 9 de Julio, die breiteste Straße der Welt, das alte Hafengebiet Puerto Madero, der Stadtteil San Telmo mit dem Antiquitätenmarkt oder das Künstlerviertel La Boca, bekannt für seine farbenprächtigen Hausfassaden. Auf meine Frage, wie Louis unser Reiseziel denn unhöflich nennen würde, antwortet er trocken: „Wir fliegen an den Arsch der Welt.“ Da bleibt nur festzustellen: ein auch für schwule Männer äußerst reizvoller Arsch und eine echte Urlaubsalternative abseits ausgetretener Pfade.
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