Im Gespräch mit Philipp Tanzer

Wie bist du zum Business gekommen – und wie von Dresden gleich nach San Francisco, ohne den Umweg über die Sex-Metropole Berlin zu nehmen?

Ich habe ein Bewerbungsformular an Raging Stallion geschickt. Es stand für mich nie zur Debatte, für eine deutsche Firma zu arbeiten. Ich mag Berlin nicht, und noch weniger mag ich das Image, das in Berliner Pornos vermarktet wird. In meiner Zeit als German Mr Leather habe ich viel Zeit in Berlin verbringen müssen und habe die Stadt von ihrer dunkelsten Seite kennen gelernt: Verantwortungslosigkeit, Drogen, Oberflächlichkeit, Drogen, Bareback, Drogen und Sexsucht. Hab ich die Drogen schon erwähnt? Fetisch und Perversion sind in Berlin Prestige.

Sex hat jeder – aber was unterscheidet einen Pornodarsteller von einem anderen sexuell aktiven Schwulen? Hat Sex für dich einen höheren Stellenwert als für andere Männer?

...einen Pornodarsteller? Ich kann nur für mich selbst sprechen, nicht für die anderen Angehörigen meiner "Gattung". Ich selbst bin kein sehr sexuell interessierter Mensch. Kuscheln, Massieren und Küssen finde ich weitaus schöner. Zudem sind 95% der Kerle, mit denen ich wirklich Sex haben wollte, heterosexuell, was bedeutet, dass ich meist abstinent lebe.

Wie kommt ein sexuell desinteressierter Mann dazu, zur German Mr Leather Wahl zu gehen und anschließend Pornofilme zu drehen?

Meine Teilnahme an der Wahl zum German Mr Leather hatte etwas mit meinem Glauben zu tun. Ich hatte das Gefühl in der Fetischszene Gutes tun zu können und manchen Menschen helfen zu können. Ich denke, es ist mir gelungen. Man muss kein Kind sein, um für die Rechte von Kindern zu kämpfen, und man muss selbst keinen Fetisch haben, um die Fetischszene angemessen zu vertreten. Doch man muss Verständnis, Interesse und Wissen mitbringen, um dennoch dem Amt gerecht zu werden. Mein geringes Interesse an Sex hat meiner Tätigkeit als German Mr Leather eher geholfen, weil ich mich ansonsten wohl das ganze Jahr über mit Kerlen rumgetrieben hätte. Als Pornodarsteller ist es sicherlich ein Vorteil, Sex zu lieben, aber ich denke mein ambivalentes Verhältnis zu Sexualität macht mich zu einem besseren Darsteller, weil Sex für mich nichts alltägliches ist. Es ist jedes mal etwas neues für mich, ein Abenteuer und manchmal ist es eben auch Arbeit.

Trotz des internationalen Erfolgs und deinem Freund in Amerika, dem Porno-Darsteller Vinnie D’Angelo, lebst du immer noch in Dresden. Wie kommt das?

Nach Amerika zu ziehen käme für mich nicht in Frage. Der Lebensstil und der tatsächlich recht niedrige Bildungsstand gepaart mit einer penetranten Oberflächlichkeit vieler Amerikaner schreckt mich sehr ab. Außerdem liebe ich Dresden von ganzem Herzen. Doch trotz meiner großes, innigen Liebe zu Dresden werde ich mir wohl bald meinen Lebenstraum erfüllen und nach Schottland ziehen. Wann genau, steht allerdings noch in den Sternen

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