Teddy Awards 2017
Kurzfilmteddy für präzise Drehung:
Der Kurzfilm-Teddy ging an „My Gay Sister“ von Lia Hietala aus Schweden. Auch dieser ist aus der Perspektive eines jungen Mädchens, die von Erwachsenen ernst genommen wird. Hier ist das Lesbischsein die Norm. Die 10-jährige fragt sich, woran sie merken kann, ob sie sich auch in Mädchen oder doch in Jungs verliebt. Die Geliebte ihrer Schwester gibt ihr den wertfreien Tip, auf ihren Puls zu achten. Ebenso erfrischend, dass die „ ganz normalen“ Schwedinnen hier nicht blond und blauäugig, sondern braunhaarig und dunkelhäutig sind.
Special Teddy für Besonderes:
Der Special Teddy fürs Lebenswerk ging diesmal an Monika Treut. Bereits zwölf ihrer Filme liefen im Laufe der Jahre auf der Berlinale. Geehrt wurde explizit auch die „Unerschrockenheit und der konventionskritische Ansatz ihrer Sujets und Ästhetiken“.
Teddy-Fazit:
Alle prämierten Filme entfalten sich in Ruhe und erschließen dabei die Tiefen des Menschseins ihrer queeren Charaktere. Nebenbei offenbaren sie, dass die weltweit wichtigsten queeren/lgbti-Filmpreise diesmal eine überragende Präsenz von l und t zeigen. Ganz im Gegensatz zur sonstigen Filmwelt.
Im Kontext der Berlinale wurde inzwischen selbst von großen Tageszeitungen immerhin schon mal bemerkt, dass hierzulande kaum Filme von Regisseurinnen produziert und erst Recht nicht von der Filmkritik besprochen werden. Dass das aber für alle nicht hetero-männlichen Gender gilt, soweit ging dieses Bemerken noch nicht.
Während also im einwohnerreichen, finanzstarken Deutschland so gut wie gar keine Filme von und über Menschen mit anderem Gender als hetero-männlich produziert werden, zeigen die Teddys, dass das anderswo auf der Welt anders ist: Gerade auch in Ländern, in denen nicht viele Filme produziert werden, und die sozialen und institutionellen Repressionen gegen lgbti wirklich heftig sind. Medienmäßig könnte sich das vermeintlich liberale Deutschland durchaus mal was abkucken.
(Foto: Monika Treut mit Wieland Speck, dem Daddy of the Teddy)
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