NRW
   10 Jahre
Foto: Stadt Köln

Lesbische Staatssekretärin gefeuert

Seit 2010 waren die Grünen in NRW stolz darauf, nicht nur Politik für Schwule und Lesben zu machen, sondern dies auch personell darstellen zu können. Auch die Community war froh, mit der Staatssekretärin Marlis Bredehorst im Gesundheitsministerium eine lesbische Vorzeigefigur zu haben. Doch nun ist plötzlich Schluss damit: Die 57-Jährige wurde von ihrer Ministerin Barbara Steffens (ebenfalls Grüne) in den Ruhestand versetzt.

Marlis Bredehorst war nach dem rot-grünen Wahlsieg im Juli 2010 zur Staatssekretärin im Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter geworden, nachdem sie vorher sieben Jahre lang als Sozial- und Umweltdezernentin in Köln gewirkt hatte. Privat ist sie seit 2002 verpartnert, im Sommer 2012 hatte sie für Schlagzeilen gesorgt, als ihre Partnerin Eli Wolf-Bredehorst ein Kind bekam.

Als Grund für die Trennung teilte die Staatskanzlei nur mit: „Das Vertrauensverhältnis ist gestört.“ Der Express zitiert den Sprecher von Ministerin Steffens mit den Sätzen: „Wenn das Vertrauensverhältnis nachhaltig gestört ist, ist eine Trennung erforderlich. Sonst wirkt sich diese Situation lähmend auf die Arbeit eines Ministeriums aus.“ Diese allgemeinen Formulierungen haben die Gerüchteküche angeheizt. Der Kölner Stadt-Anzeiger schreibt, dass Bredehorst einen Monat Erziehungsurlaub haben wollte, dies aber von Steffens verweigert worden sei. Das Ministerium weist das zurück. Der Express und die Rheinische Post zitieren anonyme Quellen aus dem Landtag, die Staatssekretärin „habe ihre Arbeit schleifen lassen, kaum noch etwas beigetragen und habe sich seit einem Jahr lieber um ihre Familie gekümmert“. Dies wiederum weist Bredehorst zurück. Der Kölner Stadt-Anzeiger verweist darauf, dass das Verhältnis der beiden Politikerinnen seit längerem als „sehr angespannt“ gilt, und führt dies vor allem auf Steffens’ Führungsstil zurück, der als „harsch und umstritten“ beschrieben wird.

Zur neuen Staatssekretärin wurde Martina Hoffmann-Badache ernannt. Die verheiratete Diplom-Psychologin war zuletzt Dezernentin für Soziales und Integration beim Landschaftsverband Rheinland.

Update 21.12.13:
Mittlerweile ist der Konflikt zur offenen Schlammschlacht eskaliert. Bredehorst ist über die anonymen Anschuldigungen, sie habe ihre Arbeit vernachlässigt, derartig verärgert, dass sie sich jetzt auch nicht mehr an die Schweigepflicht gebunden fühlt. Dem Express sagte sie: „Das ist eine Unverschämtheit, ich habe stets mehr als meine Pflicht erfüllt.“ Die Ministerin habe sie im letzten Jahr systematisch ausgeschlossen. „Sie hat mir sogar verboten, mit Landtagsabgeordneten zu sprechen und mich angewiesen, sämtliche Anfragen von Abgeordneten direkt an sie weiterzuleiten. So musste ja der Eindruck entstehen, ich käme meiner Arbeit nicht nach. Das weise ich mit aller Entschiedenheit zurück. Was da abgelaufen ist, darf man wohl Mobbing nennen.“

 

 

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