Kultur
   10 Jahre
Foto: Ian Harvie

Ein Transmann zum Lachen

Seit heute kann man Ian Harvie auf dem eigenen Fernseher erleben. Der männliche Transgender Stand-up Comedian hat seinen Konzert-Film veröffentlicht. Im Interview mit Frank Hebenstreit erzählt er, wie stolz er darauf ist. Aber nicht nur darauf…

An dem Tag, an dem wir ihn per Skype erreichen, ist er durch ein Erdbeben ziemlich früh am Morgen geweckt worden.

Hey Survivor, alles gut? Du musstest heute Morgen ganz schön schnell aufstehen, oder?
Danke für dein Mitleid. (leichtes Grinsen) Ja, es war recht schnell, aber es ist nichts passiert. Es war nur eine 4,4

Dann bist du das gewohnt?
Oh ja, jetzt schon.

Also dann jetzt was, was du nicht gewohnt bist. Eine Film-Veröffentlichung am 25. März.
Ja, und ich bin sehr gespannt darauf. Es ist ein bisschen wie eine Geburt, wie ein Baby, das man für zwei Jahre im Bauch hatte. Das muss raus. Jetzt möchte ich wirklich, dass die Menschen es sich selbst ansehen können, wann sie wollen. Für mich ist es eine Notwendigkeit, die letzte Stufe sozusagen. Das gibt mir ein Gefühl von Freiheit und ich werde danach frei sein, frei um etwas Neues zu schreiben.

Nun, aber vor der Freiheit gibt es doch einige Fakten zu benennen...
Ja, natürlich. Ab dem 25. März kann man den Film auf meiner Seite downloaden, und zwar für nur 5 Dollar.

Gott, wie billig.
Ich weiß, aber das wollte ich so. Er soll für jedermann zugänglich sein. Ich finde es besser, wenn 5.000 Leute den Film haben für 5 Dollar als 250 Menschen für 20.

Kennst du das deutsche Sprichwort: „Was wenig kostet, ist auch wenig wert“?
Hmmmm. (strenger Blick) Warte mal, warst du nicht der, der meinen Film in Dortmund auf dem Festival „Homochrom“ gesehen und den ganzen Film in einem durchgelacht hat? Also bitte, wer kann den Menschen da draußen sagen, wie viel Spaß es macht, meinen Film zu schauen, wenn nicht du? (fettes Grinsen)

Ok, gewonnen. Ich hatte wirklich viel Spaß und habe jeden Moment davon genossen. Und am 25. März werde ich meinen Download machen, versprochen.
Das ist doch genau das, was ich hören wollte. Ich hoffe, dass viele Menschen das tun. Ich möchte gerne so viele Zuschauer kriegen wie möglich. Für mich, für sie selbst und nicht zuletzt für die Trans-Menschen. Ich hoffe, dass viele, viele Trans-Menschen den Film ansehen!

Nun, das ganze Programm ist über eine Trans-Person und die Dinge, die auf dem Weg von einem Mädchen zu einem Mann passieren können. Was denkst du, kannst du mit deinem Film verändern?
Schau mal, verschiedene Menschen denken verschieden darüber. Wie oft leiden Menschen körperliche und seelische Schmerzen, nur um der oder die zu sein, die sie wirklich sind. Viele Transfrauen sorgen sich darum, ob sie „echt“ aussehen, das macht mich wirklich wütend. Ich denke, diese „Echtheit“ ist total überbewertet. Menschen halten an alten Zöpfen fest, egal ob es gut für sie ist oder nicht, sie sind einfach nur daran gewöhnt. Es ist überhaupt nicht die Aufgabe der Trans-Menschen, „echt“ auszusehen. Es ist die Aufgabe der Nicht-Trans-Menschen, diesen alten Zopf endlich abzuschneiden. Alle Teile des Geschlechterspektrums sind schön und verdienen es, verehrt und respektiert zu werden.

Ich kenne eine Menge von Frauen und Männern, die ihr Geschlecht seit der Geburt haben, aber bei weitem nicht echt aussehen. Was ist „Echtheit“ überhaupt? Was meinst du?
Echt ist, was die Menschen im Inneren fühlen. Ich glaube den Menschen, wenn sie mir sagen, wer sie sind, egal wie sie aussehen und wen sie lieben: Du hast einen Schnurrbart und einen Kinnbart. Aber wenn du mir sagen würdest, du bist eine Frau, würde ich das auch glauben. Du sagst mir, dass du Männer liebst, und ich glaube dir. Du sagst mir, dass du nur so glücklich bist, und ich vertraue darauf, dass du weißt, wer und was du bist.

Okay und „Superhero“ zeigt davon… was?
Es zeigt einen Teil meiner Reise. Als ich losging, habe ich eher wie eine Kampf-Lesbe ausgesehen, aber ich war und bin ein Mann. Am Anfang glaubte mir niemand, weil sie mich nur angesehen haben. Aber je mehr ich mich zum Mann verwandelte, desto mehr wurde ich als Mann akzeptiert. Dabei war ich die ganze Zeit ein Mann. Ich rede auf der Bühne sehr viel über all die Dinge, die mir während meiner Verwandlung passiert sind. Und es gibt so viel Humor auf dem Weg. So viele verrückte und lustige Dinge sind passiert, ich habe so viele Geschichten erlebt, die ich erzählen möchte und muss. „Superhero“ ist meine erste Geschichte, einige weitere werden folgen.

Gibt es auch eine Chance, dich mal hier in Europa zu erleben?
Ja! Ich dachte, du würdest nie fragen ... (lacht) Ich werde am 24. April in Wien sein und eine Live-Show von „Superhero“ machen. Aber das wird auch für eine ganze Zeit die letzte Chance sein, mich live in Europa zu sehen. Ich muss doch neue Jokes schreiben.

Dann viel Glück für dich und Wien im April. Ich danke dir sehr für dieses Interview, und genieß die Zeit hier.

Das werde ich, ich bin sehr gespannt darauf. Danke dir. Und denk dran: Download am 25. März.

Wie könnte ich dieses breite Lächeln je vergessen....

Hier gibt es den Trailer zum Film.
Und hier der Link zum Auftritt in Wien.

 

 

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