Schwule Jugend als heile Welt

Ein Film aus den 70er Jahren mit schwulem Thema – das bedeutet fast immer Probleme, Ausgrenzung, Selbstzweifel und andere Dramen bis hin zum Selbstmord. Nicht so allerdings bei diesem dänischen Internatsfilm um den 14-jährigen Bo, der erste Gefühle für den 12-jährigen Kim entwickelt. Kim ist der Sohn des Direktors, der halbwegs vergeblich versucht, die Autorität der Schule gegenüber den pubertierenden Jungs zu bewahren.

Über weite Teile unterscheidet sich „You are not alone“ nicht von anderen Internatsfilmen: Streiche, Prügeleien, Heimweh, erste sexuelle Erfahrungen. Aber in diesem Streifen geht es eben nicht nur um Heteros. Ein Manko ist dabei der fehlende Spannungsbogen. Viele Szenen beleuchten eher schlaglichtartig das Leben in der Schule und im Internat, ohne dass sie dramaturgischen Nutzen haben. Einige Geschichten werden angerissen, dann aber nicht richtig erzählt. Hier spürt man das Bemühen, schwule Neigungen bei Jugendlichen als normal und als heile Welt darzustellen.

Ein paar Szenen haben auch pädophil-voyeuristische Züge. Wenn sich Bo und Kim gegenseitig nackt unter der Dusche einseifen, dann ist dies zwar typisch fürs Dänemark der späten 70er, würde aber heute sicher nicht mehr so gedreht werden. Wenn man „Du er ikke alene“ mit dem Blick von heute sieht, so ist es vor allem ein interessantes Zeitdokument darüber, was damals möglich war. Der Film war 1978 eine gute Coming-out-Hilfe, heute ist die Zeit längst darüber hinweggegangen.

You are not alone (Du er ikke alene), Dänemark 1978, Regie: Lasse Nielsen, mit Anders Agensö, Peter Bjerg, Ove Sprogöe, Elin Reimer, Jörn Faurschou, 89 Min., deutsche Version, Vertrieb: CMV Laservision