Kultur
   11 Jahre
Foto: Wikimedia Commons/ Nicolas Genin

Zum Tod von Patrice Chéreau

Als Patrice Chéreau 1976 begann, den Ring der Nibelungen in Bayreuth modern zu inszenieren, sorgte dies für einen unglaublichen Eklat. Das konservative Festspielpublikum war so etwas nicht gewöhnt. Wenn man sich heute die DVD von damals anguckt, fragt man sich, woran sich die Gemüter eigentlich so erhitzten. Schon das zeigt, wie sehr wir uns an modernes Theater auch in der Oper gewöhnt haben. Patrice Chéreau hatte einen wesentlichen Anteil an diesem Weg.

Das Multitalent führte nicht nur in Bayreuth und Salzburg Regie, er inszenierte auch auf der Theaterbühne und hinter der Kamera. Zu seinen bekanntesten Filmen zählen das monumentale Historienspektakel „Die Bartholomäusnacht“ und das erotische Drama „Intimacy“, mit dem er bei der Berlinale 2001 den Goldenen Bären gewann. Ein Jahr später bekam er den Silbernen Bären für die Regie von „Sein Bruder“, ein extrem stiller und direkter Film über einen todkranken Mann und seinen schwulen Bruder.

Mit seinem eigenen Schwulsein ging Patrice Chéreau in früheren Jahren zwar ganz selbstverständlich um, vermied aber ein öffentliches Bekenntnis, weil er verhindern wollte, dass einige Regieeinfälle auf seine Homosexualität zurückgeführt würden. Erst in den 80er Jahren bekannte er sich dann auch in Interviews zu seiner Identität. Tatsächlich lassen sich diese und seine Arbeit natürlich nicht voneinander trennen. Kritiker haben zu Recht einen schwulen Subtext in seinen Arbeiten gesehen, insbesondere in der starken Betonung des Körperlichen. Chéreau wollte allerdings nie schwule Geschichten inszenieren, ihn interessierte ganz allgemein das Thema Begierde und was diese mit den Menschen macht. So hat er in „Sein Bruder“ bewusst die übliche Rollenverteilung, bei der der schwule Bruder erkrankt ist – nämlich an Aids –, umgekehrt.

Privat war Patrice Chéreau ab 1987 viele Jahre mit dem Schauspieler Pascal Greggory liiert, der in zahlreichen seiner Projekte mitspielte.

Unser Foto zeigt Patrice Chéreau 2009 in Venedig bei der Vorstellung seines Films „Persécution“ (mit Jean-Hugues Anglade, l., und Romain Duris, r.).

 
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