NRW
   13 Jahre
Foto: Sonja Rothweiler

HERstory zur Lesben-Emanzipation

Was vielen jüngeren Lesben heute als Selbstverständlichkeit erscheinen mag: die Begegnung mit Gleichgesinnten in Chats, Onlineforen und auf Partys war vor nicht allzu langer Zeit auch eine politische Angelegenheit.

Einen Blick auf das Coming-Out älterer Lesben wagt das Theaterprojekt HERstory im Forum Freies Theater Düsseldorf. War dieses Projekt bereits unter dem Titel HISstory mit schwulen Senioren erfolgreich gelaufen, so bietet HERstory, ebenfalls ausgehend von biographischen Texten, einen Blick, wie das Coming-Out und die Emanzipation von Lesben in den 1960er Jahren und danach stattfand.

Wege des persönlichen Coming Out

Die Akteurinnen tragen biographische Texte vor, wie ihr Weg zum ganz persönlichen Coming-Out verlaufen ist. Dabei werden unterschiedliche Aspekte deutlich, wie die Frauen der eigenen Sexualität gewahr wurden und lernten, dies auch gegen jede gesellschaftliche Erwartung zu leben.

Erzählt werden zum Einen die ganz privaten Geschichten: Etwa, wenn sich die bis dato heterosexuelle Frau und ihr Partner in dieselbe Frau verlieben und sie es am Ende sogar mit einer Wohngemeinschaft zu dritt versuchen. Der Wunsch einer Akteurin, endlich zu einer Gruppe von lesbischen Motorradfahrerinnen dazuzugehören. Der Versuch, es doch einmal mit einem Mann auszuprobieren, da es doch schließlich alle Frauen tun und dann festzustellen, dass die Berührung durch einen Mann keine schönen Gefühle auslöst. Der erste Besuch im damals noch existierenden LUSZD und die Erkenntnis, dass offenbar alle Lesben eine Therapeutin haben, die am Ende in einer eigenen Suche nach einer Therapeutin gipfelt.

Die eigene Emanzipation

Geschickt werden diese individuellen Erfahrungen mit den Anfängen der Frauenbewegung verwoben. Die Rolle, die Zeitschriften wie „Emma“ oder „Courage“ bei der eigenen Emanzipation spielten, wird ebenso deutlich, wie die Wichtigkeit von Frauenorten, in denen lesbische Frauen erstmals selbstverständlich ihre eigene Sexualität leben konnten.

Dies Alles wird auf authentische und humorvolle Art und Weise vorgetragen. Dabei sind die Akteurinnen niemals Opfer ihrer Biographie, sondern stets Herrin ihrer eigenen Geschichte in einer Zeit, als das heterosexuelle Familienbild als das einzig akzeptable Leben für Frauen erschien.

Viel hat sich in den letzten Jahren bewegt

Nicht zu vergessen sind die Tanzeinlagen der Akteurinnen, sowie die Filmsequenzen einer Umfrage von Düsseldorfer Passanten, ob sie einmal für 24 Stunden ein lesbisches Leben führen möchten, die im Publikum Erheiterung und zuweilen Verwunderung auslöst.

Der Kampf um Sichtbarkeit und Anerkennung von selbstbestimmter weiblicher Biographie zeigt auch, wie viel sich bereits in den letzten Jahren bewegt hat. Aber auch, wie vielfältig der Weg jeder Einzelnen zum individuellen Coming-Out auch heute noch ist.

 

FFT, Jahnstraße 3, 40215 Düsseldorf
www.forum-freies-theater.de   

Das könnte dich auch interessieren
 
Schön, dass Du hier bist
Bitte melde Dich an, um diese Funktion nutzen zu können!

Passwort vergessen?

Noch kein Mitglied? Registrieren

Anmelden