Gesellschaft
   11 Jahre
Foto: kyro / photocase.com

Machen die Gene doch schwul?

Was macht Homosexuelle homosexuell? Vor längerer Zeit diskutierten Wissenschaftler darüber, ob es ein Gen für Homosexualität gibt. Einige reaktionäre Kräfte hofften darauf, einen Weg zu finden, um Homosexualität operativ zu entfernen oder zumindest für die Zukunft zu verhindern. Trotz der Entschlüsselung der menschlichen Gen-Sequenz ist aber kein solches Gen gefunden worden.

Die Frage selbst aber lässt die Forschung nicht los. Ist Homosexualität angeboren oder das Ergebnis äußerer Prägung? Mittlerweile hat sich die Meinung durchgesetzt, dass es sich nicht nur um soziale Faktoren handeln kann, sondern dass die Gene auf jeden Fall eine Rolle spielen. Untersucht werden derzeit vor allem epigenetische Einflüsse, also die Art, wie Gene beeinflusst werden oder an- und abgeschaltet werden.

Wissenschaftler der Universität von Santa Barbara haben nun in der Zeitschrift „The Quarterly Review of Biology“ eine Studie veröffentlicht, in der sie feststellen, dass ein männlicher Fötus durch epigenetische Einflüsse der Mutter in seiner sexuellen Präferenz verändert werden kann – er wird dann homo- oder bisexuell. Das gleiche kann auch mit epigenetischen Einflüssen des Vaters auf den weiblichen Fötus passieren.

Studienleiter William Rice und seine Kollegen haben sogenannte „Epi-Marker“ verwendet, molekulare Veränderungen, mit denen sie einzelne Gene an- oder abschalten können. Solche Epi-Marker treten in der Regel nur sehr früh im Entwicklungsprozess in Erscheinung, können aber von Generation zu Generation weitergegeben werden. Sie spielen auch eine Rolle dabei, ob die normale körperliche Entwicklung der Geschlechter stattfindet und ob die Geschlechtsmerkmale korrekt ausgeprägt werden.

Rice gibt die Verantwortung für diese Prozesse dem Testosteron. Wenn eine Mutter während der Schwangerschaft zu viel Testosteron bekomme, könnten die Genitalien, das Gehirn oder das Verhalten eines weiblichen Fötus vermännlichen. Umgekehrt könne zu wenig Testosteron zur Feminisierung männlicher Föten führen. Wenn die Mutter an höhere Testosteron-Dosen gewöhnt sei, könne dies Einfluss auf die sexuelle Orientierung haben.

Schwul-lesbische Organisationen haben sich in den letzten Jahrzehnten wiederholt dagegen gewandt, solche Forschungen überhaupt zu vertiefen, um eine Diskussion über die Möglichkeiten einer medizinischen Korrektur der sexuellen Orientierung zu verhindern. Ist also eine solche Untersuchung gefährlich? William Rice: „Natürlich gibt es Bedenken, dass dieses Wissen falsch verwendet werden könnte, aber die Katze ist bereits aus dem Sack.“ Gleichgeschlechtliches Verhalten sei ein wichtiger Teil der Natur. Die Menschen hätten aber ein Recht darauf zu erfahren, was die biologischen Grundlagen dafür seien.

 

 
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