Kultur
   13 Jahre
Foto: Sony Music

King of Pop auferstanden

Am Freitag erscheint "Michael", das lang erwartete Nachlass-Album. Inqueery hat schon mal reingehört.

Top oder Flop?

Die Vorzeichen klangen ja nicht so viel versprechend: Der auf der offiziellen Website Wochen zuvor platzierte Vorabsong "Breaking News" hörte sich wie ein verstaubtes Outtake vom "Dangerous"-Album an (und das kam immerhin 1991 heraus), die Kernbotschaft "Ich bin trotz aller eurer Skandalgeschichten immer noch da" kam im Licht der Ereignisse etwas spooky rüber. Die auf allen Kanälen rauf und runter gedudelte Ballade "Hold My Hand" hatte zwar ihre Momente und klang doch viel zu sehr nach Duett-Partner Akon denn nach dem King of Pop.

Gründe genug also, erst mal seine Vorbehalte zu behalten. Um es vorweg zu nehmen: Das Rad haben er und seine nachbearbeitenden Produzenten, darunter große Namen wie Teddy Riley oder Tricky, nicht neu erfunden, stattdessen den Erfolgs-Sound aus den Achtzigern und Neunzigern behutsam in die Jetztzeit gerettet. Und damit doch ein besseres Album geschaffen als das enttäuschende "Invincible", das letzte Studiowerk, an dem Michael Jackson 2001 selbst noch ausführlich Hand angelegt hatte.

Ganz viel Wohlfühlstimmung

"Keep Your Head" erinnert mit seinem kinoreifen Gospel-Chor zum Song-Finale an Klassiker wie "Man in the Mirror" oder "Heal The World", ohne ein billiger Abklatsch zu sein.
"(I Like) The Way You Love Me" und "Best of Joy" sorgen mit smoothen Rhythmus und ausgefeilten Gesangsparts für Wohlfühlstimmung.
"Monster" trumpft mit vielschichtigen Drum-Parts aus dem Compi und einem engagierten (posthum aufgenommenen) Rap-Part von Wunschpartner 50 Cent auf.
"Behind the Mask" verwandelt ein Stück der Avantgarde-Synthie-Popper vom Yellow Magic Orchestra aus Japan um Frontmann Ryuichi Sakamoto in ein dampfend-treibendes R’n’B-Stück.
Zu den wenigen Schwachpunkten zählt "(I Can’t Make It) Another Day", da mag Gast-Star Lenny Kravitz noch so engagiert die E-Gitarre beschrammeln und Foo Fighters-Frontmann Dave Grohl die Percussions bearbeiten. "Much Too Soon" schließt den mit "Hold My Hand" aufgebauten Spannungsboden zwar effektiv, schrammt aber die Grenze zum Kitsch etwas zu eindeutig.

Bitte keine Fledderei mehr

Insgesamt gehört "Michael" zu dem Besten, was sich aus einem Nachlasswerk machen lässt. Zwar fällt das Album meilenweit hinter Klassiker wie "Off the Wall", "Thriller" oder "Bad" zurück, aber macht seinem Protagonisten auch keine Schande.

Nur: Sehr viel mehr Leichenfledderei sollte jetzt bitte nicht mehr folgen.

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