Kultur
   13 Jahre
Foto: MFA Filmverleih

Kino: Toast

Im Nachhinein ist natürlich alles klar. Dann offenbart sich das ein oder andere sonderliche Verhalten in der Kindheit als deutliches Signale für gewisse, erst in der Pubertät relevante Veranlagungen. So wie im Falle von Nigel Slater, dessen Kindheitsgeschichte in der britischen Tragikomödie "Toast" aufgerollt wird.

Süßes Früchtchen

Nigel (Oscar Kennedy) verkriecht sich unter der Bettdecke und blättert im Schummerlicht der Taschenlampe heimlich - in Kochbüchern. Aus diesem Junge kann natürlich nichts anderes werden als ein Gourmet. Tatsächlich ist Slater ein in Großbritannien gefeierter Gastro-Autor und Fernsehkoch.  Seine Kindheit aber, so wie sie sich in der Verfilmung seiner Autobiografie darstellt, war eine kulinarische Hölle. Die Mutter (Victoria Hamilton) ist kränklich und in der Küche eine Katastrophe. Ihre Künste am Herd beschränken sich auf Toast, an Fest- und Feiertagen gelingt ihr auch mal eine Konservenbüchse zu erhitzen, ohne dass sie den Inhalt anbrennen zu lassen.

Nach ihrem Tod wird alles anders. Mit Mrs. Potter kommt eine durchtriebene Putzfrau (Helena Bonham Carter) ins Haus, die Nigels Vater (Ken Stott) mit ihren Koch- und Backkünsten becirct und zur Ehe verführt. Da hat Nigel bereits entschieden in der Schule lieber den Kurs in Hauswirtschaften statt in Werken zu belegen. Der Kampf um die beste aller Zitronen-Baiser-Torten wird schließlich zur Küchenschlacht zwischen der Stiefmutter und dem aus der Art geschlagenen Nigel.

Schulmilch gegen Pimmel anfassen

Es ist aber nicht allein Nigels lebensprägendes Faible fürs die kunstvolle Zubereitung von Hausmannskost, auf das der Zuschauer von den ersten Filmminute an mit Charme und Witz gestoßen wird. Ganz beiläufig ist auch die Sozialisation eines Jungen zu erleben, der später mal ein selbstbewusster schwuler Mann sein wird. Auf dem Pausenhof werden ganz cool und offen Tauschgeschäfte abgeschlossen (Schulmilch gegen Pimmel anfassen), heimlich und verstohlen hingegen schaut Nigel dem sexy Hausgärtner beim Entkleiden zu - mit der Folge, dass der von besorgten Eltern kurzerhand gegen ein älteren, unverdächtigeren Kollegen ausgetauscht wird.

"Toast" ist ein kleiner, schöner mit Charme und Humor erzählter Streifen, der zwar an manchen Stellen etwas zu dick aufträgt, aber mit sehr viel Liebe zum nostalgischen Detail die 60er Jahre aufleben lassen. Für die bislang TV-Serien erprobte Regisseurin SJ Clarkson ("Heroes", "Dexter", "EastEnders") ist "Toast" ein überzeugendes Kinodebüt, Drehbuchautorin Lee Hall allerdings allerdings vermag damit an ihren weitaus differenzierten Geniestreich "Billy Elliot" nicht heranreichen.

Kinotrailer


"Toast". GB 2010. Regie SJ Clarkson. Mit Ken Stott, Helena Bonham Carter, Victoria Hamilton, Freddie Highmore. 96 min. Kinostart 11. August

 
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