Köln
   14 Jahre
Foto: VIII. Gay Games Cologne 2010

Post-Gay-Games-Kater

Manchmal stößt man selbst als pflichtbewusster Redakteur an seine Grenzen. Natürlich hätte ein Text wie dieser schon viel früher im Netz stehen müssen, aber da war der Kater nach dem Ende der Gay Games doch stärker. Auch die Kölner Szene scheint nach einer intensiven Woche dem kollektiven Chill-out anheim zu fallen.

Zähes Closing

Vor dem Schluss noch ein Happy End: Nachdem über viele Tage händeringend nach Freiwilligen gesucht worden war, konnten Marathon und Halbmarathon in letzter Sekunde doch noch stattfinden. Für mich zeitlich ein wenig unmöglich, hatte doch mein Alter Ego DJ Oldschool in der Nacht davor als einziger Mann seinen großen Einsatz bei der offiziellen Frauenparty.

Später am Samstag mochte es klappen: Bei der Opening Ceremony war ich schon als Fackelläufer dabei, da durfte ich bei der Abschlussfeier im Tanzbrunnen nicht fehlen, diesmal als Schilderträger. "Belgium" und ich kannten uns schon von der CSD-Parade, entsprechend groß fiel die Wiedersehensfreude aus. Als das Gay-Games-Feuer noch einmal an mir (und einen zufällig in der Nähe stehenden Co-Fackelläufer) vorbeizog, war die kollektive Rührung schon immens. Auch Emy Ritt, Co-Präsidentin der Federation of Gay Games (FGG), vermochte mit ihren holprig-deutschen Dankesworten und vor allem den Schlachtruf "Viva Colonia" (was prompte Höhner-Gesänge auslöste) die Kölner Herzen zu bewegen.

Den Gesamteindruck trübte "unsere" wie immer sehr engagierte Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes, die – diesmal im schlichten und strahlenden Weiß gewandet und damit schon mal den Dresscode der anschließenden "White Party" erfüllend – eine überlange Rede im lupenreinen Deutsch ohne den Hauch einer englischen Übersetzung hielt. Dem Vernehmen nach auf Wunsch der FGG, die den Gastgebern Respekt zollen wollte und - zu Unrecht - glaubte, die meisten Sportler(innen) seien schon längst abgereist. Doch die Gute dehnte die ihr zugestandene Redezeit gleich auf das Dreifache aus. Sorry Elfi, aber das war schon eine kleine Unverschämtheit gegenüber den vielen internationalen Gästen aus Nah und Ganzweitfern.

Und auch das anschließende Showprogramm mit seinen vielen Längen, mäßig originellen Moderationen, einer wenig berührenden Feuershow und einer zweitklassigen, gleichwohl effektiven Coverband versprühte für mich eher den Charme einer Dorfdisco.

Auf dem Weg nach draußen bedankten sich Sportler aus Seattle bei mir überschwänglich für mein "Volunteering" – das war mir schon fast peinlich, wusste ich doch, dass Andere ungleich mehr Zeit (und dem Vernehmen nach auch soziale Kontakte) für die Spiele geopfert hatten als ich selbst.

Trüber Sonntag

Dass diese Gay Games nun wirklich zu Ende gegangen waren, drang so richtig erst am Morgen darauf allmählich zu mir durch: Nach einer letzten von unzähligen Nächten mit Party und sehr wenig Schlaf brachte ich einen mir im Laufe der Woche sehr ans Herz gewachsenen Kerl mitsamt seiner tollen Truppe zum Zug. Um mich herum standen viele weitere versprengte Sportler(innen), die auf ihre Abreise nach Woauchimmerhin warteten. Die Stadt leerte sich im Laufe des Sonntags spürbar, gegen Abend dümpelte das Kettengassenfest einem trägen Ende entgegen.

 
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