Die Gurkentruppe von der Spree
Seit Wochen macht der Berliner CSD Schlagzeilen: mit Riesenzoff in der Community. Erst benannte sich der CSD um in „Stonewall“, dagegen gab es einen Aufstand. Die Aids-Hilfe, der LSVD, die Parteien (außer der Linken) und etliche andere Gruppen traten beim CSD e.V. aus und gründeten eine Gegenveranstaltung, das „Aktionsbündnis CSD“. Daraufhin ruderte der CSD e.V. zurück und verzichtete auf die Umbenennung. Am kommenden Wochenende finden also nun in Berlin zwei CSD-Paraden gleichzeitig statt. Das Chaos ist perfekt – und den Schaden hat die Community.
Dazu ein Kommentar von Robert Niedermeier:
„Im Wonnemonat Mai bekam Robert Kastl die „Homo-Gurke“ von queer.de verliehen: „Selbstherrlichkeit, Sturheit und Arroganz“ wurden dem Berliner CSD-Vereins-Vorstand attestiert. „Viel Porzellan wurde zerschlagen“, schreibt die Siegessäule zum CSD-Streit an der Spree. Das Berliner queere Stadtmagazin ätzt vor allem gegen Robert Kastl, macht den aus Österreich zugewanderten Berliner für die Spaltung verantwortlich.
Der Verbund aus einigen Verbänden und Parteien wie der CDU und SPD trennte sich vom originalen CSD, weil sie dem Veranstalter antidemokratisches Verhalten, mangelnde Transparenz und ein nicht seriöses Finanzgebaren unterstellt. Dafür erntet das „Aktionsbündnis CSD“ viel Lob. Die deutsche queere Presse von West bis Ost feiert das Aktionsbündnis für seine demokratischen Strukturen.
Mit der Realität hat das jedoch wenig gemein. Interne E-Mail-Verläufe und Gesprächsprotokolle zeigen auf, dass sich kurz vor dem Berliner CSD-Wochenende ein heftiges Gewitter zusammenbraut. Wer interne Einblicke ins Aktionsbündnis genießt, dem offenbart sich ein desaströser Zustand.
Bei den Streit-Themen geht es um ominöse Geld-Spenden, mangelnde Transparenz und undemokratisches Verhalten von prominenten Mitgliedern. Ausgerechnet jenes Bündnis, das sich in großen Lettern auf die Fahne schrieb, basisdemokratisch und vor allem transparent agieren zu wollen. Der „Community“, so der hehre Anspruch, soll am 21. Juni ein offener und explizit politischer CSD ohne Kommerz geboten werden. „Keine Bratwurststände, Bierwagen oder VIP-Bereiche“ titelte online die Siegessäule, als sie den am Parteien- und Verbands-CSD beteiligten Aids-Hilfe-Vorstand Heiko Großer im April in einem PR-Interview hofierte. Der Plan wurde kurz nach Veröffentlichung geändert, denn bei der als „Regierungs-CSD“ verspotteten Demonstration sollen nun doch Bier- und Bratwurstbuden die Besucher bei guter Laune halten. Der ungemein unpopuläre Regierende Bürgermeister Wowereit darf zudem als „VIP“ den neuen CSD eröffnen. Dass er mit seiner CDU/SPD-Senats-GroKo tatenlos bleibt, wenn es um die Finanzierung der wichtigen Anti-Gewalt-Präventionsarbeit geht, dass die Bundes-SPD ihr Wahlversprechen von „100% Gleichstellung“ gebrochen hat, ist den Leuten vom Aktionsbündnis derweil egal. Wichtiger scheint es zu sein, sich als der neue offizielle CSD fürs Bundesland Berlin aufzuspielen.
Kritik diesbezüglich von Seiten der queeren Pressorgane fehlt. Zwar schwingt das Aktionsbündnis große Reden, den Wahrheitsgehalt prüft jedoch niemand. Bruno Gmünder, Ex-Verleger des mittlerweile in der Insolvenz stehenden Verlages, der noch seinen Namen trägt, hat sich jedenfalls im Vorfeld zu den Themen Transparenz, Demokratie und Finanzen sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Ihm, so offenbart es sich jetzt, ging es dabei lediglich um die Diskreditierung des CSD-e.V.-Vorstandes Robert Kastl. Nun jedoch agiert er selbst als Schattenmann. Ein LSVD-Vorstandsmitglied formulierte bereits sein Unbehagen darüber, das der Verband sich vom echten CSD loslöste und nun mit drin steckt im Sumpf aus Korruptionsvorwürfen und persönlichen Attacken. Doch kurz vor dem großen CSD-Tag käme ein Ausscheren nicht mehr in Frage.
Ein Vorwurf wiegt besonders schwer. Zwar spendet Bruno Gmünder höhere Geldbeträge in die Kasse des „Troll-CSDs“ (Ronny Pohle, Die Linke, Berlin), aber die breit und laut verkündete Transparenz wird vernebelt. Bis zum heutigen Tag wird den aus Parteien und Verbänden rekrutierten Bündnis-Mitgliedern eine Offenlegung der Finanz-Situation verweigert. Statt sich an Vereinbarungen zu halten, so enttäuschte Aktionsbündnis-Aktivist/inn/en, würden Einzelpersonen über die Köpfe der anderen hinweg in nicht demokratischer Art und Weise agieren. Die harsch kritisierten Hauptprotagonisten sind Ralph Ehrlich und der seit Wochen als „Problembär“ denunzierte Bruno Gmünder. Letzterer versuchte noch am 14. Juni, dem „Stonewall-Kastl-CSD-Verein“ an den Karren zu pinkeln, forderte wieder einmal vorlaut Transparenz ein. Was für eine Farce. Doch dabei lässt es der unter Druck stehende Porno-Millionär nicht bewenden. Auch die überaus populäre „Enough is Enough“-Initiative bekommt via Facebook-Post ihr Fett weg, weil sich deren Projektleiter Sebastian Goldhagen „ins Zeug legt, dass viele zu diesem Kastl-Stonewall gehen sollen“.
Ich meine: Robert Kastl, bitte geben Sie die Homo-Gurke wieder zurück, der ältere aus Österreich zugewanderte Berliner mit dem Spitznamen „Problembär“ hat den Negativ-Preis mehr verdient.“
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