CDU sucht Wähler in der Großstadt
Das ist eine bittere Niederlage für die CDU: Sie muss den Oberbürgermeisterposten in Stuttgart an die Grünen abgeben. Fast vierzig Jahre lang hatte die Partei den OB in der baden-württembergischen Landeshauptstadt gestellt. Wahlanalysen haben ergeben, dass die Grünen im Ländle relativ wertkonservativ sind und deshalb einige Stammwähler wegschnappen konnten. Von den zehn größten Städten in Deutschland regiert die CDU nur noch eine, nämlich Düsseldorf. Jetzt sucht die CDU nach Möglichkeiten, die Wähler in den Großstädten zurückzugewinnen.
Der Landesvorsitzende der Südwest-CDU, Thomas Strobl (Foto), hat dabei auch die schwul-lesbische Klientel im Auge. Bereits im Sommer, als 13 CDU-Bundestagsabgeordnete einen Vorstoß für die Gleichstellung im Steuerrecht unternahmen, wurde das von Strobl begrüßt. In mehreren Interviews wies er damals darauf hin, dass es nicht Aufgabe der Politik sei, individuelle Lebensentwürfe zu bewerten. Jetzt erklärte er dem Kölner Stadt-Anzeiger: „Wir brauchen eine gesellschaftspolitische Modernisierung.“ Dies bezog er auch auf den Umgang mit Homosexuellen. Dabei sie die Gefahr, traditionelle Wählergruppen zu verschrecken, nicht groß.
Auch CDU-Altgestein Heiner Geißler beklagte in den Ruhr-Nachrichten das antiquierte Familien- und Frauenbild der Partei. Man darf gespannt sein, ob sich die Partei auf Bundesebene angesprochen fühlt. Noch in dieser Woche will der Bundestag das Jahressteuergesetz für 2013 beraten. Der grüne Bundestagsabgeordnete Volker Beck kündigte dazu einen Antrag an, die steuerrechtliche Gleichstellung von Schwulen und Lesben ins Jahressteuergesetz aufzunehmen.