Kultur
   14 Jahre
Foto: Paul Ripke

Ballettschuhe für Louis

Mit seinen 27 Jahren kann Marten Laciny alias Marteria schon eine bewegte Karriere vorzeigen. In seiner Heimatstadt brachte er es zum Kapitän der Jugendmannschaft des FC Hansa Rostock und von dort gar ins U17-Nationalteam, bei einer Reise nach New York wurde er mit 17 von der Straße weg als Model engagiert, in Berlin erlernte er das Schauspielern. Doch angefixt vom großen Bruder ist der HipHop schon lange Jahre die einzig wahre Liebe geblieben. Für das zweite, ungemein unterhaltsame Album "Zum Glück in die Zukunft" traten The Krauts, das Produzenten-Duo hinter Peter Fox, an die Regler, Features steuerten unter anderem Fox, Jan Delay und Miss Platnum bei. Unbedingt wollte Marteria mit der homosexuellen Fachpresse reden, darum traf sich Torsten Bless vor dem Tour-Start mit dem smarten Multitalent.

Du hast schon eine spannende Laufbahn hinter dir, bist du mit dem, was du jetzt machst, "angekommen"?

Auf jeden Fall. Die Musik ist das, was mir am meisten Glück bringt, die einen Sinn macht. Auch während der Fußball- und der Modelzeit war sie die einzige Konstante, nicht nur der HipHop. Ich bin ein großer Fan von Björk, den Chemical Brothers, gerade die Musik aus England hat mich sehr inspiriert. Als ich alleine ohne Freunde in New York saß, hat mir das Textschreiben und Musikmachen ungemein geholfen.

Du legst großen Wert auf ausgefeilte Texte, "Deepness siegt immer", so wirst du zitiert. Warum ist dir das so wichtig?

Wir leben einfach in einem Land, in dem die Menschen Texte mögen. Ich mag auch den Vibe von minimaler, instrumentaler Musik, von Techno und Elektro. Aber ich brauche Sprache, ich brauche jemanden, der mir etwas erzählt, dem ich zuhören kann. Ich höre keiner oberflächlichen, weich gespülten Musik zu. Es muss immer Wärme da sein, es darf nicht belanglos sein. Ich mache mir so lange Gedanken zu einem Thema, bis ich dafür die besten Bilder habe, denke mir nicht nur ein oder zwei Formulierungen aus, sondern feile so lange, bis sich eine gefunden habe, die es genau auf den Punkt bringt. So an den Texten zu arbeiten, ist wahnsinnig hart. Wenn man es schließlich schafft, dann ist es wunderschön.

In einem anderen Interview hast du gesagt, dass du für deine Texte viel aus deinem eigenen Leben schöpfst. Wie autobiografisch ist "Verstrahlt", hast du dich in der Vergangenheit öfter mal "wegschießen" wollen?

Den Text kann man auf verschiedene Arten interpretieren. Wenn man ihn mit Drogen in Verbindung bringen will, dann muss ich sagen, dass es auch Momente in meinem Leben gab, wo ich mir sagte, das ist alles scheiße, jetzt hau ich mich weg und verschwinde in eine andere Welt. Aber "verstrahlt" war ich auch schon in der Liebe. Oder weil ich glücklich war, dass ich von dem leben kann, was ich mache. Ganz ehrlich, beim Schreiben hab ich mir keine Gedanken darüber gemacht, was genau gemeint sein könnte. Und ich finde auch, dass Musik, die offen, die frei interpretierbar ist, viel viel schöner ist. Wer im Berghain feiern geht, wer gerade wahnsinnig verliebt ist oder wer glücklich ist, weil gerade sein Kind auf die Welt kommt, kann sich seinen eigenen Teil denken.

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