Kultur
   13 Jahre
Foto: Hubert Burda Media

Bushidos bitterer Bambi

Peter Plate von Rosenstolz zeigte in Wiesbaden klare Kante gegen die Auszeichnung des HipHoppers.

"Nicht korrekt, so einen Musiker auszuzeichnen"

Draußen vor der Tür wartete schon ein "Empfangskomitee" von vorwiegend schwulen und lesbischen Demonstrant(inn)en auf die hochkarätigen Gäste, darunter Helmut Schmidt und Lady Gaga. Doch blieb zunächst unklar, ob die Promis auch im Saal und im Angesicht Millionen von TV-Zuschauern ein deutliches Zeichen gegen den als Paradebeispiel für eine gelungene "Integration" ausgezeichneten Rapper Bushido setzen würden, wie wir (und viele weitere Internet-User) es gestern gefordert hatten.

Doch Peter Plate, gemeinsam mit Rosenstolz-Kollegin AnNa R. für das "Comeback des Jahres" ausgezeichnet, machte in seiner Dankesrede aus seinem Herzen keine Mördergrube.
So sehr er sich über seine Trophäe freue, möchte er "sich morgen noch in den Spiegel gucken können. Insofern ist es mir ein Anliegen, doch zu sagen, sicherlich ist es wichtig, dass wir einander Chancen geben auf dieser Welt. Jeder hat die Chance auf einen Neuanfang in dieser Gesellschaft, das finde ich völlig korrekt." Doch "nur wenige Jahre, nachdem ein Musiker frauenfeindliche Texte, schwulenfeindliche Texte und im Endeffekt menschenverachtende Texte veröffentlicht hat, so einen Musiker hier heute Abend auszuzeichnen, finde ich nicht korrekt."

Bushido quittierte die Worte seines Kollegen mit Kopfschütteln, dass Plate mit seiner Meinung nicht allein dastand, bewies vereinzelter, mit Juchzer untermalter Applaus.

"Ich möchte mich nicht schönreden"

In seiner (von Blogger Stefan Niggemeier dokumentierten Rede) tat Bushido wenig, um die Kontroversen zu dämpfen. "Ich möchte mich nicht schönreden. Ich möchte das, was ich getan habe und wofür ich einstehe, auch überhaupt gar nicht jetzt mit Ihnen diskutieren."

Der in Bonn geborene HipHopper mit deutscher Mutter und tunesischem Vater drehte den Spieß gar herum: "Sie können sagen, dass sie mich nicht mögen, und dass ich es (den Bambi, die Red.) nicht verdient habe, aber im Endeffekt wird nix passieren. Wenn sie nicht dafür bereit sind, Leute zu akzeptieren, zu respektieren und vor allem zu tolerieren, die eventuell in einigen Dingen vielleicht ihre eigene Meinung nicht besonders übereinstimmt."

Dann kam er seinen Kritikern doch ein Stück weit entgegen: Er sei "33 Jahre, und ich werde heute ganz bestimmt nicht mehr das sagen, was ich vielleicht vor zehn Jahren gesagt habe, warum? Nicht, weil ich Angst habe. Und nicht, weil ich denke, dass mir hier irgendjemand was anhaben, außer die bösen Blicke und die schlimmen Wörter, die fallen. Es geht eher darum, dass ich gelernt habe, dass das, was ich gemacht habe, falsch war."

"Ihr Heuchler"

Vielleicht sei er selbst auch "ein bisschen dran schuld" an der Kontroverse. "Und wenn Sie an meiner Tür klopfen, dann werd ich Ihnen die Tür aufmachen. Ich werde Ihnen die Tür nicht vor der Nase zumachen. Egal, ob sie von der Band Rosenstolz kommen, egal, ob sie vom Burda-Verlag kommen. Oder egal, wo auch immer."

Klang schon mal ganz schön, doch ein Blick auf seine Facebook-Seite zeigte am 9. November einen wesentlich weniger konzilianten Bushido: "Die Grünen und der LSVD regen sich darüber auf, dass ich den Bambi bekomme ... Wie erbärmlich ... Kümmert euch mal lieber um diese Tatsachen ihr Heuchler ..." Mit dem Posting verlinkt war ein "Bild"-Artikel über "Bewährung für 340-fachen Missbrauch der Tochter".

Vorm Schlafengehen nach der Gala klang es schon harmonischer: "danke für die Glückwünsche und danke an alle Kritiker hat Spaß gemacht mit euch"

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