Gesellschaft
   14 Jahre

Endlich Gewissheit

Verhör und Beschimpfungen

"Bis zum Abend wurde ich psychisch gefoltert und verhöhnt", erzählt Alekseev. Im heruntergekommenen Gebäude mit spärlichem Mobiliar verlangt man von ihm, dass er seine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zurückziehen solle. Man reicht ihm ein vorformuliertes Papier - Alekseev unterschreibt es nicht.

Unter Beschimpfungen soll er nun zumindest auf den angekündigten Streik gegen Moskaus Bürgermeister Luschkow verzichten. "Sofort habe ich geantwortet, dass ich nicht der Antragsteller des Streiks am Dienstag bin. Deshalb kann ich ihn auch nicht absagen", erzählt Alekseev. "Dennoch bestanden sie darauf, dass ich formell der Organisator bin."

Lieber kein Wasser

"Man bot mir ein Glas Wasser zu trinken an. Aber ich war mir unsicher, ob das Wasser nicht mit irgendetwas versetzt worden ist", schreibt Alekseev in seinem Blog. "Während der zwei Tage verlor ich meine Konzentration. Auf irgendeine Weise fiel ich in eine Art emotionale Gleichgültigkeit. Zu Anfang war es sehr schwer. Ich dachte mir, dass ich bis jetzt zwar noch Glück gehabt habe, aber auch, dass es bald für alle Ewigkeit zu Ende gehen könnte." Schlafen ist kaum möglich, Alekseevs Bitten um die offizielle Bekanntgabe seiner Festnahme und um einen Anwalt werden ignoriert.

"Ich bekam von den Berichten in den Medien mit und realisierte, dass man von meinem Handy aus geschrieben hatte, ich befände mich in Minsk, würde politisches Asyl beantragen und auf meine Klage verzichten."
Am Freitagabend schließlich setzt man Alekseev an einem Straßenrand ab. Ohne Gepäck und Papiere fährt er mit dem Bus zurück nach Moskau.

Der von Beruf als Rechtsanwalt arbeitende Bürgerrechtskämpfer bedankt sich für die weltweite Unterstützung während der schweren Zeit. Er fühlt sich bestätigt in seinem Tun und kann es sich auch nicht verkneifen, einen sarkastischen Kommentar in Richtung seiner Gegner abzugeben: "Ich danke auch meinen Feinden, die sich dadurch jetzt zurück ins Rampenlicht gerückt haben. Ihnen ist es zu verdanken, dass jetzt wieder über die Situation hier gesprochen wird."

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