Carsten S. jetzt ohne Job
"Wir sind eine Familie"
Noch in Unkenntnis der neuen Ermittlungsergebnisse luden AIDS-Hilfe und das ihr angeschlossene schwul-lesbische Jugendzentrum PULS inqueery.de vor anderthalb Wochen zu einem Pressegespräch. AIDS-Hilfe-Pressesprecherin Yvonne Hochtritt und PULS-Leiterin Jana Hansjürgen erklärten, dass sich die Wogen nach dem anfänglichen Schock und zwei Wochen nach den Ereignissen inzwischen geglättet hätten. "Auf der einen Seite wollen wir natürlich offen damit umgehen, auf der anderen Seite können wir aber nicht viel dazu sagen", so Yvonne Hochtritt. "Wir wissen nicht mehr als alle anderen. Und wir haben natürlich den Zwiespalt, ihn als Kollegen zu kennen und ihn als Mensch zu mögen. Und auf der anderen Seite werden wir mit diesen harten Vorwürfen konfrontiert."
Jemals mit dem Thema Rechtsradikalismus in der Form konfrontiert zu werden, habe man nicht erwartet. "Wir fanden die Presse zwar teilweise reißerisch, insgesamt aber nett und verständnisvoll. Es hätte weitaus schlimmer kommen können." So seien etwa die Jugendlichen aus dem PULS nie von Reportern angesprochen worden.
Im Jugendzentrum habe es jeden Abend Gesprächskreise für die jungen Besucherinnen und Besucher gegeben, erzählt Jana. "Wir versuchen, komplett da zu sein. Gerade in der Situation ist es uns natürlich wichtig, dass wir niemanden vor der Tür stehen lassen." Die Kids hätten ganz klares Standing gezeigt: "Da kamen dann Dinge wie 'Ihr habt immer gesagt, das ist unser zweites Zuhause, wir sind eine Familie – und jetzt, wenn es darauf ankommt, zeigen wir das auch'."
Und sobald die Eltern der Jugendlichen die Geschehnisse reflektiert hätten, würde auch hier alles gut laufen. "Ich habe relativ schnell einen Elternbrief rausgejagt, in dem sie unsere Sicht der Dinge bekommen haben: Dass bei uns kein rechtes Gedankengut in irgendeiner Form verbreitet wurde und das PULS sich überhaupt nichts zu Schulden hat kommen lassen."
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