Köln
   12 Jahre
Foto: Sebastian Luty

Gema: Schlimmer als das Finanzamt

Stellvertreterdiskussion

Ina Wolf, Partyveranstalterin aus Köln, kritisiert insbesondere die marktbeherrschende Position der Gema als einzige deutsche Musikverwertungsgesellschaft. Sie fühle sich „an die Diskussion um steigende Benzinpreise erinnert, die ebenfalls von wenigen Mineralölkonzernen diktiert werden, die eine Monopolstellung innehaben“. Die geplante Tarifreform sehe sie als „Stellvertreterdiskussion“ – ausgelöst durch die Tatsache, „dass Musikverkäufe stetig sinken und illegale Downloadportale bisher offenbar nicht reguliert werden konnten“. Ihrer Meinung nach versuche die Gema deshalb an anderer Stelle Geld einzunehmen.

Nichts einzuwenden habe sie jedoch gegen eine moderate Erhöhung zu Gunsten der Künstler: „Ähnlich wie im Öffentlichen Dienst wäre eine Steigerung der Abgaben an die Gema um 6 Prozent angemessen. Das Ausnutzen der eigenen Monopolstellung empfinde ich aber als sittenwidrig. Erhöhungen um bis zu 1.000 Prozent bei Großveranstaltungen sind völlig unangemessen“, so Ina. Ihrer Meinung nach drohe die kulturelle Vielfalt eingeschränkt zu werden, wenn kleinere, alternative Veranstaltungen, aber auch Straßenfeste und CSDs mit zu hohen Abgaben belastet würden.

Mehr Gerechtigkeit und Transparenz?

Gaby Schilcher, Pressesprecherin der Gema in München, weist die Vorwürfe der Szene-Gastronomen von sich. Bei den bislang in der Presse genannten Rechenbeispielen handle es sich mehrheitlich um Extreme: „Ein Diskothekensterben können wir uns nicht vorstellen, da der neue Tarif grundsätzlich von 10 Prozent Gebühren der Eintrittsgelder ausgeht. Dies ist eine faire Bezahlung für die Musikurheber und belastet eine Diskothek nicht mehr als alle anderen Veranstalter auch", so Schilcher. Durch das bisherige Tarifsystem seien „Diskotheken gegenüber anderen Veranstaltungen eher bevorteilt worden.“ Die lineare Steigerung der Gebühren sowie die Abschaffung der Pauschalen zugunsten einer Abrechnung pro Veranstaltung führe zu „mehr Gerechtigkeit und Transparenz, da alle anteilig gleich viel bezahlen“.

Außerdem gebe es eine Härtefallregelung, die im Falle einer schlecht besuchten Veranstaltung geltend gemacht werden könne. Entscheidend ist für Schilcher: „Unsere Gesellschaft lebt davon, dass kreative Menschen kluge Dinge erfinden. Kreative Menschen müssen für ihre Leistungen auch entsprechend bezahlt werden.“ Im Übrigen würden aus Sicht der Gema 60 Prozent aller Veranstalter von den neuen Tarifen im Gegenteil sogar noch profitieren.

Aktuell befindet sich die Tarifreform in einem Schlichtungsverfahren, dessen Ausgang ungewiss ist. Gegenwind bekommt die Gema bereits jetzt zu spüren: Nicht nur der „Deutsche Hotel und Gaststättenverband“ (DEHOGA) hat sich gegen die Neuregelung ausgesprochen, auch diverse Gruppen – vornehmlich im Internet – möchten gegen die Neuregelung vorgehen.

Protestaktion im Web unter kultur-retten.de, Tarifrechner unter bit.ly/JuVzFm

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