Schwuler Assistent im Tatort
Eigentlich sollte der neue Assistent im Kölner Tatort ja nicht gleich als schwul geoutet werden. Im Vorfeld sprach Schauspieler Patrick Abozen vorsichtig von einem „hochsensiblen Charakter, für die anderen fast geheimnisvoll“. „Seine große Emotionalität und sein extremes Einfühlungsvermögen helfen ihm, die Fälle oft aus einer anderen Perspektive zu sehen. Seinen Platz im Team muss er sich allerdings noch erkämpfen.“ Also die perfekte Umschreibung für: Die Tatort-Gemeinde soll sich erst mal an den neuen Mann gewöhnen, bevor er geoutet wird. Und genau so vorsichtig blieb die Umschreibung dann auch gestern in dem Fall „Dicker als Wasser“.
Doch die Medien wollten das Spiel nicht alle mitspielen. Der Express titelte bereits am Freitag: „Patrick Abozen soll der erste schwule Tatort-Ermittler werden“. Und die Bild-Zeitung hatte sich schon vor einem Jahr, als der WDR erstmal drei neue Assistenten getestet hatte, in die erste Reihe der Kritiker gestellt: „Das Netz mobbt den neuen „Tatort“-Assistenten“. Genüsslich zitierte die Zeitung Twitter-Kommentare wie „Tobias ist aber hauptsächlich fürs Catering zuständig, oder?“, „Der Tobias sollte lieber Kindergärtnerin werden“ und „Tobias war’s. Diese Frisur ist schon kriminell“. Und fragte sich, ob der Schauspieler überhaupt noch eine Chance auf die Rolle habe.
Doch seitdem sich der WDR für Patrick Abozen in der Rolle des Tobias Reisser entschieden hat, ist Ruhe eingekehrt. Im heutigen Medienecho spielt der neue Assistent kaum eine Rolle, wird höchstens neutral erwähnt. Es geht um die Geschichte, die starke Leistung von Armin Rohde in der Rolle des Bösewichts und um die gute Einschaltquote. Wenn also auf diese Weise ganz selbstverständlich ein schwuler Ermittler in die Tatort-Reihe einziehen kann, dann ist wieder ein Stück Normalität gewonnen.
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