Boulevard
   14 Jahre
Foto: Bastografie / photocase.com

Castingfieber

Öffentliche Demütigung

Bei DSDS hingegen, wie jüngst die Klatsch-Presse Fläche deckend berichtete, stehen die Fahnen auf Sturm. Casting-Papst Dieter Bohlen hat als Einziger am Jurytisch überlebt und suchte händeringend neue Juroren, um der Sendung aus der Patsche zu helfen. Schönling Patrick Nuo, der vor Jahren unspektakulär-musikalisch auf sich aufmerksam machte. Und die heißblütige Fernanda Brandao, Sängerin der längst verschollenen Gruppe "Hot Banditoz". Das B-Duo soll sich nun neben Herrn Bohlen behaupten - oder wird neben seiner One-Man-Show unweigerlich untergehen. Da stellt sich doch die Frage: Geht es bei "DSDS" überhaupt noch um die Krönung eines Superstars? Oder ist die Show nicht längst bereits ein Eldorado für Knastis, Kleinkriminelle und Hartz-4-Empfänger geworden, die für ihre Chance nach Ruhm (fast) alles tun?

Man munkelt, die Bewerber würden nun alle überprüft: nach Schufa-Einträgen und sonstigem kriminellen Background. Ob das auch wirklich hilft, die Guten ins Töpfchen zu bekommen? Warten wir's ab. Was aber munter weiterhin für Stimmung sorgen soll und fatalerweise das "DSDS"-Erfolgsrezept ausmacht, ist die Bloßstellung der Bewerber vor einem Millionenpublikum. Öffentliche Demütigung und Menschen unvorteilhaft in Szene zu setzen scheint mittlerweile zum Volkssport der Privatsender zu gehören. Und "DSDS" hat die Nase da ganz weit vorne. 

Den Letzen beißen die Hunde

Will der Zuschauer denn heutzutage von diesem verlogenen Budenzauber überhaupt noch unterhalten werden? Bei Raabs "Eurovisions Casting", bei dem jeder Kandidat seinen Wunschtitel selbst auswählen durfte, gab gerade das der Show ihren authentischen Touch. Oder hat "Dieters Allround-Entertainment-Rundschlag" am Ende doch das letzte Wort? Immerhin lehnte sich in der vorletzten Staffel eine gewisse Annemarie Eilfeld gegen Bohlens Gesetz auf. Die skandalfreudige Sängerin musste wegen zu losem Mundwerk unter Beschimpfungen und Hochverrat Buße tun, obwohl sie als Erste das Konzept von "DSDS" wirklich verstanden hatte: Wer am meisten Schmutz aufwirbelt, bekommt ihn auch doppelt und dreifach zurück!

Doch langsam aber sicher zeigt sich ein blasser Silberstreifen am Horizont: Anscheinend erwacht der Zuschauer vorsichtig aus seinem "Dornröschen-Verblödungsschlaf" auf dem Sofa und steuert dem Castingunsinn mit ebenso viel Seriosität entgegen: Wählte er doch glatt in Dieters zweitem Steckenpferd "Das Supertalent" einen Hund zum Gewinner. Wenigstens singt der nicht.

Das könnte dich auch interessieren
 
Schön, dass Du hier bist
Bitte melde Dich an, um diese Funktion nutzen zu können!

Passwort vergessen?

Noch kein Mitglied? Registrieren

Anmelden