Köln
   13 Jahre
Foto: Viktor Vahlefeld & Volker Glasow

HIV II: Gerhard Malcherek

Als Gerhard Malcherek das erste Mal von so etwas wie Aids hörte, muss er etwa 35 gewesen sein, etwa so um 1984 herum. Genau kann er das nicht mehr sagen. "Ich bin ja eher ein Bauch- und kein Zahlenmensch", räumt er freimütig ein. Damals hatte er nicht das Gefühl, dass diese diffusen Nachrichten aus den USA mal etwas mit ihm zu tun haben könnten. "Hier in Köln war Sturm-und-Drang-Zeit angesagt, man hat gelebt, geliebt und gehurt." Doch allmählich habe sich die neue Krankheit auch ins eigene Lebensumfeld geschlichen. "Man hat vielleicht gehört, der ist wohl erkrankt, aber es betraf ja immer noch andere Männer."

Flucht aus der Szene

Gerhard machte aus der Verdrängung gar so etwas wie ein Ritual. "Ich hatte so einen Spleen, bin immer regelmäßig zur Uni-Klinik gegangen, um mich auf Syphilis oder Hepatitis checken zu lassen, und hab dem Arzt gesagt, wenn ich mit HIV infiziert bin, soll er es mir nicht sagen." Das ging bis 1987 gut, dann trat ein neuer Arzt die Stelle an und konfrontierte Gerhard unverblümt mit seinem positiven Testergebnis. "Oops! Ich habe mich daraufhin sechs Jahre komplett aus der Szene zurückgezogen. Ich hatte nur noch einen Sexualpartner, hab zu Hause gebastelt, bin sehr viel gereist. 'Bevor ich sterbe, möchte ich noch nach Hawaii, nach Ägypten, nach Amerika', sagte ich mir, und das hab ich alles mit meinem Freund erlebt." Die Szene vermisste er in all dieser Zeit nicht. "Ich brauchte die Zeit für mich, das war ganz wichtig."

Schon bald nach der Diagnose wurde Gerhard auf AZT gesetzt, damals das einzige Medikament, das die Infektion zumindest für einige Zeit in Schach halten konnte, allerdings zu einem hohen Preis. "Ich musste alle vier Stunden Tabletten nehmen, auch nachts ging der Wecker, ich litt unter Nebenwirkungen en masse, mir war speiübel, ich hatte ständig diesen Eigengeschmack. Schließlich musste ich meinen Job als Art Director in einer großen Agentur aufgeben, ich konnte nicht mehr die üblichen 14 bis 16 Stunden täglich arbeiten. 1997 bin ich verrentet worden, das hat mir das Leben gerettet."

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