„Ehe für alle“
Die große Mehrheit der Menschen in Deutschland findet, dass Lesben, Schwule und Bisexuelle in der Bundesrepublik diskriminiert werden und spricht sich für ihre rechtliche Gleichstellung aus. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) zum Auftakt ihres Themenjahres für sexuelle Vielfalt "Gleiches Recht für jede Liebe" in Auftrag gegeben wurde.
Demnach stimmen 83 Prozent der Befragten der Aussage zu, Ehen zwischen zwei Frauen bzw. zwei Männern sollten erlaubt sein. Rund 95 Prozent bezeichneten es außerdem als gut, dass homosexuelle Menschen gesetzlich vor Diskriminierung geschützt sind.
"Die Zustimmung zur Gleichstellung bei der Ehe war noch nie höher – das zeigt, dass die Gesellschaft hier viel weiter ist als die Politik"
, sagte die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, am Donnerstag in Berlin. Lüders nannte es "ein trauriges Zeichen"
, dass es in Deutschland anders als in 14 Staaten Europas noch immer keine "Ehe für alle" gebe. "Der Gesetzgeber darf nicht länger hinauszögern, was eine Mehrheit längst für selbstverständlich hält. Wir brauchen eine Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare und die vollständige rechtliche Gleichstellung, auch bei der Adoption."
Sonderregelungen wie die in Deutschland geltende, oft "Homo-Ehe" genannte eingetragene Lebenspartnerschaft, würden von den meisten Menschen zu Recht als benachteiligend empfunden.
Nichtsdestotrotz zeigt die Umfrage auch, dass abwertende Einstellungen in der Bevölkerung durchaus noch weit verbreitet sind. So bezeichneten es 38 Prozent der Befragten als "sehr" oder "eher" unangenehm, wenn zwei Männer in der Öffentlichkeit ihre Zuneigung zeigten. Etwa 18 Prozent halten Homosexualität sogar für "unnatürlich".
"Die Geschichte homo- und bisexueller Menschen in Deutschland ist von Ausgrenzung und Verfolgung geprägt"
, sagte Lüders dazu. "Das wirkt bis heute nach. Ihre Rechte mussten sie über viele Jahre selbst erkämpfen. Diskriminierungen und Beleidigungen in der Öffentlichkeit, am Arbeitsplatz oder in der Schule gibt es nach wie vor. Dem müssen wir gemeinsam ein Ende setzen: Auf der rechtlichen Ebene, mit klaren Bildungsaufträgen und einem entschlossenen Einsatz gegen jede Benachteiligung."
Die Umfrage ist der Auftakt für das von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes ausgerufene Themenjahr für sexuelle Vielfalt, "Gleiches Recht für jede Liebe". Damit möchte die Antidiskriminierungsstelle auf Diskriminierungen aufmerksam machen und die rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans* und Intersexuellen vorantreiben. Geplant ist unter anderem ein Aktionstag am Brandenburger Tor am 17. Mai, dem Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie. Daneben sind Fach- und kulturelle Veranstaltungen sowie eine Reihe weiterer Studien geplant.
Mehr Informationen zum Themenjahre für sexuelle Vielfalt finden Sie unter www.gleiches-recht-jede-liebe.de.