Kultur
   14 Jahre
Foto: Indrek Galetin (EBU)

Hej fra Oslo!

17 Lieder wurden hier präsentiert, von denen sich die besten zehn für das Finale am Samstag qualifizieren sollten. Leider war die Halle bei weitem nicht gefüllt. Gerüchte sagen, dass auch das zweite Halbfinale am Donnerstag nicht ausverkauft sein wird, was sehr schade ist, da sich das norwegische Fernsehen große Mühe gegeben hat. Die Moderation und auch die kleinen Einspieler zwischen den Liedern und während der Wertungspause waren nicht spektakulär, aber sehr charmant.

Daumen runter für estnische Verrenkungen

Dieses erste Halbfinale galt als das Schwächere, und somit war es für manchen Fan hier vor Ort auch schwierig, seine zehn persönlichen Favoriten zu benennen. Als sicherer Kandidat für das Weiterkommen galt ohne Zweifel der erste Beitrag des Abends aus Moldova. Die Art und Weise, wie ein Mitglied der Band Sunstroke Project sein Saxofon "bearbeitet" hat, ließ die Stimmung in der Halle schnell hochkochen. Die wurde jedoch von Peter Nalitch und Friends aus Russland schnell wieder gedämpft. "Lost and Forgotten" erzählt von einer enttäuschten ersten Liebe.

Ähnlich depressiv ging es dann dank Estland weiter. Die Verrenkungen des Komponisten Malcom Lincoln, der eigentlich Robin Juhkental heißt, hat man beim Eurovision Song Contest mit Sicherheit noch nicht gesehen. Alle Anstrengungen waren aber umsonst, da sich das Lied nicht für das Finale qualifiziert hat. Wettbewerbstauglich hingegen war der Beitrag aus der Slowakei. Allerdings war er so belanglos, dass es auch für Kristina Pelakova nicht für einen Startplatz am Samstag reichte. Auch finnische Folkore der beiden blonden Sängerinnen der Gruppe Kuunkuiskaajat scheint außerhalb des baltischen Staates kein Gehör zu finden. Zum Entsetzen der Zuschauer werden auch sie nur Zuschauerinnen sein.

Androgynes aus Serbien

Der erste Hingucker des Abends für das schwule Publikum war mit Sicherheit Milan Stankovic aus Serbien. Seine ungewöhnliche Frisur in Weißblond wird in seinem Heimatland von vielen Teenies sogar nachgeahmt. Eine ganz andere schwule Zielgruppe bedienen die Teilnehmer Vukasin Brajic aus Bosnien und Herzegowina und Marcin Mrozinski aus Polen. Beide waren bei Empfängen und Partys beliebte Objekte für Erinnerungsfotos.

Bei der Bekanntgabe der Qualifikanten gab es so manche Überraschungen. So haben nur wenige mit dem Weiterkommen von Weißrussland gerechnet, was in der Halle auch für ein leichtes Entsetzen gesorgt hat. Die Qualifikation des Nachbarn Russland wurde in der Telenor Arena sogar mit lauten Buh-Rufen quittiert.

Schwulen-Liebling Hera

Star und Publikumsliebling des Abends war eindeutig Hera Björk aus Island – bei den eingefleischten Grand-Prix-Fans keine Unbekannte, da sie schon seit ein paar Jahren als Backgroundsängerin für die Beiträge von der Vulkan-Insel auf der Bühne stand. 2009 nahm die in Kopenhagen lebende Sängerin als Solo-Interpretin an der dänischen Vorentscheidung teil, bei der sie den zweiten Platz belegte. Sie ist hier in Oslo der absolute Liebling der schwulen Fans. Überall, wo sie auftrat, zog sie mit Humor und Gesang alle in den Bann. Kurz vor ihrem Auftritt gestern Abend wurde sie mit lauten "Hera Hera"-Rufen förmlich auf die Bühne getragen. Mit lautem Jubel und großer Erleichterung wurde denn auch die Ziehung des zehnten und letzten Umschlages mit der isländischen Flagge aufgenommen.

Gitarren-Schnuckel Tom

Seit gestern Abend gibt es auch einen weiteren heißen Favoriten für das Finale am Samstag Abend. Während des Auftritts von Tom Dice aus Belgien hätte man in der Halle eine Stecknadel fallen hören können. Dabei ist der sympathische und etwas schüchtern wirkende Belgier in seinem Land noch relativ unbekannt. Sein Song "Me and my guitar" ist eine ruhige Ballade, die auf jegliche Choreografie verzichtet, was zwischen den aufwendig produzierten Acts wohltuend hervorsticht. Es scheint, als hätte Lena neben Safura aus Aserbaidschan (am Donnerstag mit "Drip Drop" im Halbfinale) seit gestern Abend einen neuen weiteren Konkurrenten.

Everybody's Darling Lena

Apropos Lena. Es ist schon fast erschreckend, wie populär unser diesjährige Beitrag hier ist. Dass Lena in Deutschland gehypt wird, ist eine Sache. Aber wichtig ist ja, wie sie im Ausland ankommt. In den Wettbüros steht sie schon seit Wochen auf Platz 1, was sich in den letzten Jahren nur selten im Endergebnis ausgewirkt hat. Aber "Satellite" wird auch in den Clubs hier in Norwegen rauf und runter gespielt. Die meisten Fans und Journalisten aus ganz Europa und sogar aus Australien sind sich ganz sicher, dass es nach Nicole und "Ein bißchen Frieden" vor 28(!) Jahren wieder mit einem deutschen Sieg klappen wird. Allein die deutschen Fans wollen so recht nicht daran glauben ...


Mehr im Netz: www.eurovision.de und www.eurovision.tv

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