Kultur
   13 Jahre
Foto: Michael Blesser

Michas ESC-Tagebuch, Teil 4

Als Mitglied im Eurovision Club Germany e.V. habe ich mich bereit erklärt, an einem Nachmittag eine Schicht im Eurocafé zu übernehmen. Wir betreuen hier die Fans, die bereits angereist und in der Stadt unterwegs sind, auch einige Autogrammstunden mit ehemaligen ESC Teilnehmern sind geplant. Viel zu tun ist hier eigentlich nicht, zumal die meisten Fans erst gegen Ende des Contests anreisen. Völlig unerwartet geht jedoch plötzlich die Eingangstüre auf und Johnny Logan (dreimaliger ESC-Sieger aus Irland und DIE ESC-Legende schlechthin) steht leibhaftig vor mir. Überrumpelt und geschockt stammle ich so etwas wie "Welcome to Düsseldorf!" in meinem Bart. Ein paar Minuten lang bekomme ich die Chance, mit ihm zu plaudern - bis ihn schließlich andere Fans in Beschlag nehmen. That's Eurovision!

So langsam bekomme ich das Gefühl, dass endlich auch die Düsseldorfer realisieren, dass der ESC in ihrer Stadt angekommen ist. An Infos dazu hat es zumindest in den letzten Wochen nicht gemangelt. Unsere 82-jährige Vermieterin hat uns zur Begrüßung alle Zeitungen und Einwurf-Informationen der letzten Wochen auf den Küchentisch gelegt. Auffällig: Während in den meisten deutschen Medien immer noch regelmäßig abfällig vom "Schlager-Grand-Prix" gesprochen wird, ist zumindest der Rheinländer korrekt informiert. Selbst unsere Vermieterin spricht vom "ESC", so wie es sich gehört - Hut ab! Hier hat die Stadt Düsseldorf gute Arbeit geleistet.

In der Stadt selbst interessieren sich sehr viele Düsseldorfer neugierig für unsere ESC-Schildchen, die wir ständig um den Hals tragen. Einige Leute versuchen sogar, verstohlen einen genaueren Blick darauf zu erhaschen, um evtl. erkennen zu können, woher wir denn kommen. Wenn die wüssten, dass wir weder aus Norwegen noch aus Schweden und auch nicht aus Russland, sondern lediglich aus Frankfurt oder Berlin angereist sind ...

Richtig positiv in Düsseldorf fällt mir auf, dass hier alle sehr freundlich und zuvorkommend sind. Nicht nur die freiwilligen Helfer und das Security-Personal im Pressezentrum, sondern auch die Leute in der Stadt. Das bemerke nicht nur ich, sondern auch meine Kollegen und Fans aus dem Ausland. Bis jetzt hat fast alles völlig reibungslos geklappt. Ok, ein paar Verspätungen bei Proben und Pressekonferenzen, aber abgesehen davon scheint alles perfekt organisiert. "Typical German", wie wir immer wieder zu hören bekommen. "Deutsche Gründlichkeit und Effektivität bedeutet nicht Schnelligkeit", meinte gerade erst eine Journalistin aus Dänemark zu mir. Damit meint sie wahrscheinlich die Rolltreppen und Bankautomaten, die in Deutschland aus ihrer Sicht viel zu langsam sind!

Mit deutscher Gründlichkeit versuche ich nun, eine griechische Promo-CD aufzutreiben. Nicht für mich, sondern für den süßen Mitarbeiter der Security, mit dem ich mich angefreundet habe. Natürlich ganz uneigennützig *hüstel*.

Michael Blesser ist Mitglied im Eurovision Club Germany e.V. und für uns unterwegs in Düsseldorf.

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